Nkaah · Experimente am lebenden Objekt

Nkaah kam aus dem Meer. Als es vom Regen genug hatte, befahl es den Steinen, sich zu einem Haus zu fügen. In dieses Haus wird, viel später, der Ich-Erzähler in Michael Stavarics traumwandlerischen Miniaturen über die Welt der Kindheit und das Wesen Nkaah, das gleichermaßen als Erbe uralter Sagen, Familienerzählung und Gefährte kindlicher Fantasie auf ihn kommt, hineingeboren. Aber schon mit sieben Jahren entscheidet er sich, kein Kind mehr zu sein und aufzubrechen – an Nkaahs Seite mit Vasco da Gama durch niemals durchschiffte Ozeane, mit Neil Armstrong als Astronaut zum Mond, mit Kapitän Ahab auf der Pequod über ein verlorenes Meer, mit Lola zu allen Nuancen der Farbe Rot, mit dem von seinem Stamm verstoßenen Höhlenmenschen Dzar in die Erfahrung von Einsamkeit und Fremde. Zu einer Reise, die niemals endet, denn manchmal »will eine Reise getan werden, sei es auch nur, um mit Nachdruck Lebewohl zu sagen, weil man nie mehr wiederkehrt.«

Mit einem Auszug aus »Nkaah. Experimente am lebenden Objekt« gewann Michael Stavaric 2003 den Wettbewerb »Poesie der Stille« der Akademie Graz. In der Begründung der Jury hieß es: »Die Texte bestechen durch die poetische, narrative Form, Sprachlandschaften werden neu erschlossen, sie werden begehbar. Es wird ein Raum des Empfindens geöffnet, die Bilder bekommen darin neue Kraft. In diesem literarischen Raum werden Orte, menschliche Orte, festgemacht. Der Zyklus ist ein Schreiben gegen die Ortlosigkeit der Zeit, gegen die oft vorfindliche Ortlosigkeit moderner narrativer Literatur.«